Eröffnung des 10. Lebendigen Adventskalenders im Amtshaus Seyda

Am 01. Dezember 2017 eröffnete erstmals der Bürgermeister Michael Jahn eine Tür des lebendigen Adventskalenders im Amtshaus Seyda.

Mittlerweile zum 10. Mal wird diese Tradition nun schon im Ortsteil von Jessen gelebt. Die Initiative und Organisation liegt liebevoll in den Händen des Heimatvereins von Seyda unter der Führung von Marcus Stolle. Der Bürgermeister hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen und verlas in einer kurzweiligen Version seine „Kleine Seydaer Weihnachtsgeschichte“.
Der 9-jährige Arthur und die 4-jährige Lotte waren Anfang des Jahres von Düsseldorf in den kleinen Ort gezogen und es galt die Frage zu klären, ob denn sooo… weit weg und der sooo… kleinen neuen Heimat auch ein Weihnachtsmann existiert.

Die Geschichte erzählte über all die Ereignisse im Jahr 2017 in und um die Stadt Seyda und wie man mit Gemeinschaft und Zusammenhalt so einiges bewegen kann….und das es auch hier den Weihnachtsmann gibt.

Aber lesen Sie selbst.

Foto: Gisa Letz
Text: Anja Richter-Nowak

„Die kleine Seydaer Weihnachtsgeschichte….“

Alle Jahre wieder, doch für mich zum ersten Mal.
Ich begrüße Sie herzlich zur ersten Türöffnung des mittlerweile 10. Lebendigen Adventskalenders hier im Amtshaus in Seyda.
Ich freue mich sehr, dass ich diese Adventstradition in 2017 beginnen darf.

Als Bürgermeister sollte man ja so manche Tür öffnen, einige zuschlagen, aber auch immer eine Hintertür offenhalten. Das ist manchmal nicht so einfach, aber wie heißt es so sinnvoll: …“schließt sich die eine Tür, öffnet sich meist eine andere…“

Aber zurück zu meinem Ansinnen.
Ich habe lange überlegt, wie könnte ich als Jessener Stadtoberhaupt würdevoll die erste Tür im Seydaer Kalender „öffnen“.

Dafür habe ich mir eine kleine Seydaer Weihnachtsgeschichte ausgedacht.

Meine Geschichte beginnt zum Anfang des Jahres 2017:
Die 4-jährige Lotte und der 9-jährige Arthur sind gerade von Düsseldorf in den 900- Seelenort Seyda gezogen.
Ihre Eltern kauften ein altes Grundstück mit Häuschen und  sanierten es liebevoll. Beide hatten eine Anstellung im Diest-Hof angenommen und somit stand dem Umzug aufs Land nichts mehr entgegen.

Lotte und Arthur sollen nach den Winterferien die Grundschule und den Kindergarten besuchen. Ein wenig Zeit blieb noch. Der Umzug erfolgte zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr. Freunde und Verwandte halfen und somit hatte sich die kleine Familie schnell eingelebt.

Beim Auspacken der letzten Kartons fällt Lotte ein kleines Päckchen in die Hände. Es ist noch von Weihnachten und muss in den Karton gefallen sein.
Darin lag ein kleines Buch.
Sie läuft damit zu ihrem Bruder und fragt ihn ganz aufgeregt:
 „Arthur, wenn wir jetzt in einem neuen Ort wohnen, der viel kleiner ist und viel weiter weg, gibt es denn hier auch einen Weihnachtsmann?“

Arthur beruhigte seine Schwester und überlegte kurz. Doch dann sagte er mit klarer Stimme: „Natürlich kommt auch hier der Weihnachtsmann in unserem neuen zu Hause. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue.“
Die kleine Lotte konnte sich damit noch nicht so recht zufriedengeben und somit beschloss Arthur, Lotte das Leben und die Ereignisse in ihrem neuen Wohnort darzustellen, so dass sie sich hier auch bald heimisch fühlen würde.

Natürlich gab es neben den festen Ereignissen, die Seyda zu bieten hat, weitere kleinere, die nur 2017 stattfanden.
Das Jahr begann mit dem Jugendfastnachtstanz, dem Kinderfasching, dem Zempern und dem Zemperball.

Im März konnte der Bürgermeister Michael Jahn gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Reiner Haseloff, den Eheleuten Heinrich und Gerda Dieck zur Gnadenhochzeit gratulieren.
70 gemeinsame Ehejahre sind schon bemerkenswert.

Arthur erzählte seiner kleinen Schwester von den Einwohnern und dass mehr als 400 von den etwa 920 Einwohnern schon über 50 Jahre alt sind.
Lotte konnte das nicht glauben, hatte sie doch bereits in der schönen Kita „Spatzennest“ jede Menge Kinder gesehen. Arthur erklärt ihr, dass die Kita 2013 ganz neu erbaut wurde und für über 50 Kinder einen Betreuungsplatz bietet.
Die Grundschule, die Arthur besucht, liegt gleich daneben. Sie ist aber nicht ganz so gut aufgestellt.  2015 wurde, um den Schulstandort „Juri Gagarin“ in Seyda für lange Zeit zu sichern, der Schuleinzugsbereich geändert.  Somit könnten auch wichtige Förderanträge zur Sanierung fundiert gestellt werden.
 
Die Grundschule organisiert über das ganze Jahr eigene Veranstaltungen und Arthur und Lotte konnten bereits selbst mit dabei sein. Über Fasching bis Familienfest mit Schubkarrenrennen ist für jeden immer etwas dabei.

Arthur erzählte seiner Schwester von dem „Spargelfest“ am 01. Mai jeden Jahres. Beide besuchten erstmalig mit ihren Eltern das Fest. Viele Eindrücke brachte es mit sich.
Über 1.500 Besucher zählte man und in diesem Jahr feierte man bereits zum 20. Mal das Fest rund um den Spargel. Erstmals sahen sie von weitem auch den Bürgermeister der Stadt Jessen (Elster) und freuten sich über menschliches und offenes Miteinander. Bemerkenswert war es schon, wie sich um einen ganz normalen Spargel, den Arthur und Lotte sonst nur fertig vom Teller kannten, ein solch liebevoll organisiertes Fest entwickeln kann.
 
Aber der Mai war für die Stadt Seyda in 2017 ein ganz besonderer Monat.
Am 12.05.2017 fuhren mehrere schwarze Limousinen durch den Ort, Polizei und jede Menge schlipsgekleideter Leute versammelten sich auf dem Markt in der Nähe des Feuerwehr-Depots. Was war passiert?

Der Finanzminister von Sachsen-Anhalt gab sich die Ehre und übergab persönlich einen Fördermittelbescheid über fast 1. Mio Euro für die Errichtung eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Arthur hatte davon erfahren, denn mit seinem Umzug wurde er herzlich in die Jugendfeuerwehr aufgenommen.
In seiner ursprünglichen Heimat Düsseldorf war das eher eine große Gemeinschaft mit wenig Persönlichem. Hier lernt man sich kennen und kennt man sich.  
Gelesen hatte Arthur schon einiges über seine neue Heimat, aber wie vermittelt man das einer 4-jährigen? Er las von einem kleinen Museum in dem „Amtshaus“. Aufgefallen war es Arthur schon, als er ganz allein durch den Ort seine Erkundungstour drehte. Es überragt alle umliegenden Häuser und unterscheidet sich grundlegend. An der großen restaurierten Eingangstür las er dann die Ankündigung zum Museumsabend. Die ganze Familie ging am 20. Mai ins Amtshaus und ließ sich von den Ausstellungsstücken, der Seydaer Geschichte und den Erzählungen beeindrucken.

Im Juni erlebten dann Arthur und Lotte erstmals das Heimatfest in Seyda.
An mehreren Tagen wurde gefeiert, gesungen, musiziert. Sogar ein Festumzug gab es durch die Straßen des Ortes und alljährlich werden eine Miss oder ein Mister Sydow gewählt. Alle Vereine und Bürger waren irgendwie beteiligt und sorgten für ausgelassene Stimmung. So viel Gemeinsamkeit kannten die „Großstadtkinder“ bisher aus dem eher anonymen Düsseldorf nicht.

Dann kam der August, eigentlich nichts Besonderes. Aber 2017 für Seyda schon.
Der Kegelclub Rot-Weiß-Seyda hatte an einer ganz speziellen Aktion teilgenommen. In nur 6 Wochen Vorbereitungszeit wurde das 1. KegelClub Familienfest mit dem MDR organisiert. Ein Fest der Superlative mit einer Rekordbesucherzahl von 1.416 Menschen. Und auch wieder mit allen Vereinsmitgliedern, Sponsoren und Helfern wurde dieses Fest möglich.

Arthur und Lotte hatten bereits viele Freunde gefunden und viel über ihre neue Heimat gelernt. Arthur besucht mittlerweile auch die Christenlehre in der über 300 Jahre alten Kirche. Kirchenkonzerte, kirchliche Hochzeiten und andere Traditionen finden hier statt. Aber auch 2017 sollte für die kleine Kirche ein besonderes Jahr werden. Am 1. November wurde die neue Glocke geweiht und Arthur und Lotte staunten nicht schlecht, als sie fast 30 Meter hoch auf den Glockenturm gezogen wurde und am Abend das 1. Mal über der Stadt läutete.

Nun ging es straff auf die Adventszeit zu und Arthur überlegte lange, wie er seiner kleinen Schwester nun verständlich machen sollte, dass es den Weihnachtsmann auch in Seyda gibt. Er resümierte alle Ereignisse des Jahres, die er und seine Familie im neuen Wohnort miterleben durften.
Aber wie sollte er im skeptischen Zeitalter mit Glauben überzeugen?

Er schrieb all die neuen Eindrücke in ein kleines rotes Buch. Dazu schrieb er sein Gefühl dazu und klebte die vielen Zeitungsartikel zu den Ereignissen.
Es wurde eine runde Geschichte und er erzählte sie seiner kleinen Schwester. Auf den Umschlag schrieb er eine Überschrift –
 „Die kleine Seydaer Weihnachtsgeschichte und die Frage nach dem Weihnachtsmann“ - von Arthur für seine kleine Schwester Lotte.

Auf der letzten Seite verfasste er seine „Erklärung“:
Jeder Ort kann eine Heimat werden mit Liebe, Umsicht und Gemeinschaftsgefühl und eben auch dem Weihnachtsmann, der für alle gleich ist.

von Lutz Pallas

Zurück

Zurück