Gentha / Lüttchenseyda
Daten und Fakten
Gemarkung 1624, Gesamtfläche ca.1374 ha
Bevölkerung
154 (Stichtag 01.06.2024)
30 (Stichtag 01.06.2024)
Geschichte/Chronik
Die urkundliche Ersterwähnung von Gentha und Lüttchenseyda geht in das Jahr 1385 zurück.
Der Herzog Wenzel zu Sachsen gibt der Frau des Schenken Albert von Sydow, das halbe Haus zu Sydow (Seyda) mit Zinsen in den umliegenden Dörfern, so auch in Gentha und Lüttchenseyda.
Nach einer noch unerwiesenen Annahme soll Gentha im 12. Jhd. von ausgewanderten Einwohnern aus Gent, im heutigen flämisch sprechenden Teil Belgiens, gegründet worden sein.
Dem Dorfnamen Gentha liegt mit großer Wahrscheinlichkeit das Wort Gans in niederdeutscher Form zugrunde.
Bei der Bezeichnung Lüttchenseyda handelt es sich noch um ein rein slawisches Namenpaar.
Im Laufe der vielen Jahre änderte sich die Schreibweise unserer Ortsnamen mehrfach, so finden wir 1385 Gent, Luttkensidow, 1445 Jhente, 1504 Gent, Luttichensyda, 1550 Gente, 1808 Gentha, 1826 Lüttgenseyda, 1850 Luettchenseyda.
Die hier lebenden Einwohner waren "Untertanen" des Schlosses Seyda und hatten Abgaben an den Schlossherren zu leisten.
Das Predigeramt in Gentha wurde von jeher vom Pfarrer in Elster versehen, wofür er als Besoldung Getreide zu fordern berechtigt war.
Die Lüttchenseydaer Einwohner wurden und werden auch heute noch durch die Seydaer Kirche betreut.
Die Kurfürstin Hedwig zu Sachsen (eine dänische Prinzessin) ließ im Jahre 1624 die Genthaer Kirche erbauen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gentha durch die Schweden völlig niedergebrannt und verwüstet. Aus alten Überlieferungen wurde berichtet, dass nur zwei Witwen und zwei Witwer am Leben geblieben waren. Auch die Gehöfte in Lüttchenseyda blieben im Schwedenkrieg nicht verschont.
Im Jahre 1651 ging das wüste Gut Gentha, durch Schenkung des Kurfürsten Johann Georg, an Ludolph von Kanna zu Clöden über.
Der Wiederaufbau unserer Orte ging nur schwer voran. Erst 1695 sind Gentha und Lüttchenseyda wieder gänzlich aufgebaut.
Im Jahre 1815 verlor Gentha durch einen verheerenden Brand seine meisten Gebäude (das Rittergut und 20 Gehöfte).
Nachdem das Königreich Sachsen einige Gebiete an Preußen abtreten musste, entstand 1816 der Kreis Schweinitz, zu dem auch Gentha und Lüttchenseyda zugehörig wurden.
1817 kaufte ein Vorfahre der Genthaer Familie Hesse die Bockwindmühle. Diese blieb bis 1994, über 6 Generationen hinweg, in ihrem Besitz.
Heute gehört die Mühle der Gemeinde und ist seit 1998, nach einer 2-jährigen Restaurierung, geöffnet für alle Interessierte. Zu Höhepunkten, wie zum Deutschen Mühlentag werden Führungen durch das Mühlengebäude angeboten und vom letzten Windmüller die Mühle in den Wind gedreht.
In den beiden Weltkriegen beklagte die Gemeinde 26 Vermisste bzw. gefallene Soldaten.
Im Rahmen der Bodenreform 1945 wurde die Rittergutsbesitzung enteignet. Viele Umsiedler fanden im ehemaligen Gutshaus und auch bei Einwohnern der Gemeinde ein neues Zuhause. Mit den Neubauernhäusern in der Siedlungsstraße wurde in den Jahren 1946/47 begonnen.
1950 erfolgte die Eingemeindung des Ortes Lüttchenseyda zum Ort Gentha und wurde somit Ortsteil von Gentha.
1953 wurde durch die Neubauern in Gentha die erste Landwirtschaftliche Genossenschaft gegründet. Es gründeten sich in den nächsten Jahren noch weitere Genossenschaften, sodass Gentha 1960 ein vollgenossenschaftliches Dorf wurde.
Ein großer Teil unserer Einwohner arbeitete in den Tier- und Pflanzenproduktionsgenossenschaften in Seyda.
Im Juni 1993 wurde die Kreisgebietsreform beschlossen.
Ab 1994 gehören wir, als ehemaliger Kreis Jessen, zum Landkreis Wittenberg.
Bis zum 29.02.2004 war unser Ort dem Gemeindeverband Elster-Seyda-Klöden zugehörig.
Ein Höhepunkt in der Gemeinde war der feierliche Umzug in das neue Feuerwehrgebäude am 28. Mai 1994.
Aufgrund des Geburtenrückganges wurde der Kindergarten am 30. Juni 1995 geschlossen. In die freigewordenen Räumlichkeiten zog die Gemeindeverwaltung ein. Das Gebäude wurde unser Dorfgemeinschaftshaus.
Alle Grundstücke der Einwohner sind an die zentrale Trink- und Abwasserleitung angeschlossen.
Im Rahmen der Dorferneuerung wurden Verschönerungsmaßnahmen in der Gemeinde durchgeführt, u. a. wurden Fußwege und Grundstückseinfahrten gepflastert, es entstanden zwei neue Buswartehäuschen in Lüttchenseyda, der Dorfplatz wurde neugestaltet, neue Parkmöglichkeiten wurden geschaffen, die Straßen wurden ausgebaut und vieles mehr. Für die Kinder sind in Gentha und Lüttchenseyda zwei schöne Spielplätze hergerichtet worden.
Auf dem Friedhof steht eine neue Leichenhalle.
In Gentha besteht eine aktive freiwillige Feuerwehr. Die Kameradinnen und Kameraden sind nicht nur bei der Bekämpfung und Abwehr von Gefahrensituationen aktiv. Die Männer der FFw Gentha nehmen regelmäßig an Wettkämpfen zwischen den Feuerwehren teil und belegen meist vordere Plätze. Gentha hat die einzige weibliche Wehr im Altkreis Jessen, die aktiv und auch erfolgreich an Wettkämpfen regional, aber auch überregional, teilnimmt.
Die Kameradinnen und Kameraden organisieren in jedem Jahr den Tag der offenen Tür und sind starke Helfer bei Veranstaltungen im Ort, wie dem Dorffest.
Seit ein paar Jahren besteht der Genthaer Heimatverein. Die Mitglieder des Vereins kümmern sich um die Organisation und Durchführung der kulturellen Veranstaltungen im Dorf.
Ortsteilbeirat-Vereine-Ehrenbürger-Partnerschaften
Ortsteilbeirat Gentha/Lüttchenseyda
- Patrick Siegel (Vorsitzender)
- Dieter Kralisch (Stellvertreter)
- Reinhard Jentzsch
- Gisela Schlüter
- Torsten Letz