Bevölkerung
6377 Jessen (Stichtag 01.06.2024)
Stadt Jessen (Elster)
Die urkundliche Ersterwähnung Jessens als Jezzant lässt sich auf 1216 datieren. Zu dieser Zeit gehörte die Gegend rund um Jessen zum Besitz der Grafen von Brehna. Später viel das Gebiet an die Askanier. Nach Aussterben der Wittenberger Askanier sahen sich die Wettiner in deren Nachfolge.
Als Stadt mit eigenen Ratssiegel und Stadtwappen wurde Jessen jedoch erst 1358 erwähnt. Zu einer ersten Wirtschaftblüte kam es 1447 durch den florierenden Handel auf den Gewerbemärkten, die durch das bunte Treiben von Gewandschneidern, Schuhmacher und Krämern Besucher von nah und fern anzogen.
Die Reformation zog 1522 durch den Pfarrer Urban Specher in Jessen ein. Sogar Martin Luther predigte 1533 in der Jessener Stadtkirche. Während des Schmalkaldischen und des Dreißigjährigen Kriegs musste Jessen herbe Verluste hinnehmen. 1729 kam als weiteres Übel ein vernichtender Brand hinzu, der weite Teile der Stadt zerstörte. Und während den Befreiungskriegen litt Jessen unter ständiger Besatzung durch französische, preußische oder russische Truppen.
1816 wurde die Stadt infolge des Wiener Kongresses preußisch.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Jessen zum Landkreis Schweinitz in der preußischen Provinz Sachsen, danach zu Sachsen-Anhalt. Seit 1994 gehört Jessen dem Landkreis Wittenberg an.
Landschaftliche Lage und Verkehrsanbindung
Die Stadt Jessen (Elster) verfügt über 44 Ortsteile und mit einer Fläche von 351,95 km² gehört Jessen zu den flächenmäßig größten Städten Sachsen-Anhalts. Gelegen an der Schwarzen Elster und im östlichen Teil Sachsen-Anhalt im Landkreis Wittenberg.
Besonders charakteristisch für Jessen ist die ländliche Idylle. Jessens Lage zeichnet sich vor allem durch die Nähe zum Naturschutzgebiet „Glücksburger Heide“ aus, welches bekannt für seine reichen Pilz- und Wildvorkommen ist. Ebenfalls können hier Preisel- und Heidelbeeren gefunden werden. Südlich von Jessen befindet sich das Landschaftsschutzgebiet „Arnsdorf-Jessen-Schweinitzer Berge“. Einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung bietet die höchste Erhebung dieses Gebietes, der „Jessener Himmelsberg“.
Jessen verfügt mit dem örtlichen Bahnhof über eine Gleisanbindung, die an der Bahnstrecke Roßlau-Falkenberg/Elster liegt. Dort verkehren die Regionalbahnen der Deutschen Bahn Regio. Daneben profitieren Reisende im Stadtgebiet von den Bahnhöfen in Linda und Holzdorf. Diese werden von den Zügen der Deutschen Bahn Regio auf der Strecke Stralsund-Neubrandenburg-Berlin-Jüterbog-Falkenberg (Elster) bedient. Selbstverständlich sind auch Busverbindungen in das Umland vorhanden. Darüber hinaus kann die Elbfähre im Ortsteil Mauken nach Pretzsch genutzt werden.
Entstehung des Namens Jessen
Nach Dr. W. Wenzel ist der Name Jessen, erstmals 1217 urkundlich als „Jezzant“ erwähnt, wahrscheinlich vom althochdeutschen „jësan“, mittelhochdeutschen „jësen“ abzuleiten und bedeutet „gären, aufbrodeln, schäumen“. Wenn diese Deutung zutrifft, so bezeichnete der Name einen Ort am schäumenden, sprudelnden Wasser, an einem Fluß oder Bach. Das entspricht gut der Lage an der Schwarzen Elster. Der Ortsname der vielleicht ursprünglich ein Flußname war und für einen Abschnitt der Schwarzen Elster gebraucht wurde, scheint vorslawisch zu sein, da er hinsichtlich seiner Bildungsweise in unserem Gebiet einmalig ist und sich deutlich von den übrigen deutschen Ortsnamen abhebt. Es gibt auch noch andere Deutungen, diese ist aber die überzeugendste. Als Familienname ist „Jessen“ erst ab 1525 bekannt. Anfang des 16. Jh. erwarb Kurfürst Friedrich der Weise das Schloß Jessen und vererbte es testamentarisch seinen beiden illegitimen Söhnen, Friedrich und Sebastian, die sich nach diesem Besitztum „Grafen zu Jessen“ oder „von Jessen“ nannten. Friedrich, der u.a. in griechischer und lateinischer Sprache ausgebildet war, begleitete Kurfürst Johann 1530 nach Augsburg zum Reichstag. Von Sebastian wird berichtet, dass er 1535 bei einem Feldzug gegen Dänemark unglücklich kämpfte und fiel, nach anderen Berichten aber zu Lübeck von seinem Bedienten erstochen wurde. Vielleicht kann man das vielfache Vorkommen des Namens Jessen in Dänemark und Holstein auf ihn zurückführen. Ein Geschlecht welches den Namen „von Jessen“ führte lebte nachher in Holstein in dänischen Würden. Baltharsar, Freiherr von Jessen war Königlich dänischer Geh. Rat und Matthias von Jessen war Königlich dänischer Kabinetts-Rat. Beide lebten um 1690.
Karl Lamprecht - Sohn der Stadt Jessen
Am 25. Februar 1856 wurde Karl Lamprecht als Sohn des damaligen Oberpfarrers Carl Nathanael Lamprecht in Jessen an der Elster geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wittenberg und der Landesschule Pforta (1867-1874) studierte er Geschichte, Nationalökonomie und Kunstgeschichte (1874-1879). 1881 gründete er die „Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde“, wurde 1890 Professor für Geschichte in Marburg und ein Jahr später Professor in Leipzig. 1906 legte er den Grundstein des Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde und 1909 des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte. Von 1910 bis 1911 war er als Rektor der Universität Leipzig in der Studienreform tätig. Am 10. Mai 1915 starb Karl Lamprecht im Alter von 59 Jahren in Leipzig und fand in Schulpforta seine letzte Ruhe. Sein bedeutendstes Werk ist seine umfangreiche „Deutsche Geschichte“ (1891-1909). Lamprecht betont die Bedeutung der Kulturgeschichte, der materiellen Faktoren und Gruppen innerhalb der Geschichte. So nimmt auch die Völkerpsychologie Einfluss auf sein Geschichtsverständnis. Es kommt Lamprecht nicht darauf an, zu zeigen, wie es eigentlich gewesen ist, sondern wie es geworden sei. Für Jessen sind seine „Kindheitserinnerungen“ von großer Bedeutung. Wer den Menschen Karl Lamprecht näher kennen lernen möchte, findet in seinen „Kindheitserinnerungen“, welche er kurz vor seinem Tode niedergeschrieben hat, die wunderbare und einfühlsame Quelle eines besonderen Menschen.
Am Geburtshaus Karl Lamprecht, dem Pfarrhaus am Kirchplatz 7 in Jessen, wurde zu seinem 60. Geburtstag eine Gedenktafel enthüllt.
Im Jahr 2006 feierte Jessen seinen 150. Geburtstag. An einer Gedenkfeier im Jessener Schloss nahmen neben Jessener Bürgern auch Vertreter der Universität Leipzig ( Karl-Lamprecht-Gesellschaft) teil. Die Festrede hielt Frau Professor Luise Schorn-Schütte von der Universität Frankfurt, die 1994 eine umfangreiche Arbeit über das Wirken und die Bedeutung Lamprechts veröffentlicht hat.